Am 17. Oktober 2025 fand das diesjährige Sportsymposium Bodensee unter dem Titel „Brain Crash! Gehirnerschütterungen verstehen, erkennen und handeln“ statt. Das Symposium widmete sich einem Thema von großer Relevanz für den Sport- und Schulalltag: dem richtigen Umgang mit Gehirnerschütterungen. Die praxisorientierte Fortbildung richtete sich an Trainer*innen, Lehrpersonen und Elementarpädagog*innen aller Altersstufen. Sie bot aktuelles Fachwissen, konkrete Handlungsempfehlungen sowie direkt anwendbare Materialien für den Unterrichts- und Trainingsalltag.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Dr. Michaela Bonfert, Oberärztin der Kinderneurologie und Leiterin der Concussion Clinic am Dr. von Haunerschen Kinderspital und im integrierten Sozialpädiatrischen Zentrum des LMU Klinikums München.
Im Vortrag von Dr. Bonfert stand die zentrale Frage im Mittelpunkt, was bei einer Gehirnerschütterung tatsächlich im Gehirn passiert. Sie betonte, dass eine Gehirnerschütterung eine ernstzunehmende Verletzung wie jede andere ist, die Zeit zur Heilung benötigt und nicht von heute auf morgen verschwindet. Sie ging zudem auf die unterschiedlichen Verläufe der Genesung ein, die jedenfalls einen längeren Zeitraum als nur ein paar Tage benötigt, und wies darauf hin, dass anhaltende Symptome keine Seltenheit sind. Diese hängen häufig davon ab, wie gut die medizinische und soziale Betreuung der Betroffenen gestaltet ist. Darüber hinaus machte sie deutlich, wie vielschichtig und individuell die Symptome einer Gehirnerschütterung sein können – und dass gerade die Tatsache, dass die Verletzung äußerlich oft unsichtbar ist, die Erkennung und den Umgang damit besonders herausfordernd macht.
Im Anschluss gaben Marc Philippe und Martin Rinderer vom Olympiazentrum Vorarlberg spannende Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung. Sie zeigten, dass die frühe Erkennung einer Gehirnerschütterung der entscheidende erste Schritt zur Heilung ist. Besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf die Rolle der Ernährung in der Heilungsphase gelegt – ein Aspekt, der bislang in den meisten Leitlinien kaum berücksichtigt wird.
In den anschließenden Workshops wurde vermittelt, wie der Weg zurück in Schule und Sport nach einer Gehirnerschütterung gestaltet werden kann. Dabei wurde zwischen den Anforderungen von Lehrpersonen und Trainer*innen unterschieden, da es unterschiedliche Protokolle für Bildung und Sport gibt. Die Teilnehmenden erhielten konkrete Werkzeuge für die tägliche Praxis, um betroffene Kinder und Jugendliche sicher und schrittweise wieder zu belasten.
Abgerundet wurde das Symposium mit einem Praxisteil in der Sporthalle des Olympiazentrums. An mehreren Stationen konnten die Teilnehmenden selbst erleben, wie sich Gehirnerschütterungen auswirken können, und das Erlernte in realitätsnahen Szenarien anwenden. Die Schwerpunkte lagen dabei auf dem spielerischen Erfahren und Vermitteln der Thematik, dem Erkennen und Diagnostizieren von Gehirnerschütterungen sowie dem Rückkehrmanagement.
Das Sportsymposium Bodensee 2025 bot einen ganzheitlichen Blick auf das Thema Gehirnerschütterung – von der Prävention über die Erkennung bis zur Rückkehr in den Alltag. Die große Resonanz zeigte, wie wichtig dieses Thema im Bildungs- und Sportbereich ist. Die Teilnehmenden nahmen nicht nur fundiertes Wissen, sondern auch praktische Strategien mit, um Kinder, Jugendliche und Sportler*innen künftig noch besser schützen und begleiten zu können.
Sebastian Manhart (Leitung Olympiazentrum Vorarlberg): „Für uns ist es ein großes Ziel, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass eine Gehirnerschütterung kein Kavaliersdelikt ist. Veranstaltungen wie das Sportsymposium sind deshalb so wichtig – sie helfen, Menschen zu informieren und für dieses Thema zu sensibilisieren“
Dr. Michaela Bonfert (Oberärztin der Kinderneurologie und Leiterin der Concussion Clinic am Dr. von Haunerschen Kinderspital): „Wir müssen dringend etwas für die Awareness zum Thema tun. Veranstaltungen wie diese, die Bildungs- und Sportkontext zusammenbringen, sind enorm wichtig, um das Erkennen und richtige Handeln bei Gehirnerschütterungen – insbesondere beim graduellen Wiedereinstieg in Aktivitäten – sicherzustellen. Das kann nur gelingen, wenn die breite Öffentlichkeit umfassend über dieses wichtige Thema informiert ist und alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen.“
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